Nun, er war nicht mein Onkel, ich bin noch die Generation, alle Maenner im Bekannten- kreis sind Onkel's, und die Frauen eben, die Tanten. Und Onkel Gerdi, war so ein, nicht verwandter, sondern, eher ein bekannter Onkel. Ein rechtschaffender Mann, keine Plaudertasche, das ist wahr, aber ein Macher, wenn er wollte. Das machte diesen Onkel so interessant. Schon lange verheiratet, und das mit der selben Frau. Kinder, die fast alle, schon erwachsen sind.
Von aussen betrachtet, alles schoen....aber das war es bei weitem nicht. Es gibt viele Stufen, die eine lange Ehe durchlaeuft, und das sind beiweitem, mehr als die Hochzeit.feier.jahre. Menschen veraendern sich, und werden aelter, und dann irgendwann, gehen die Kinder aus dem Haus. Nun, bin ich kein Fachmann, nicht mal ein guter Leie, was das Thema Ehe angeht. Aber ich konnte die Ehe meiner Grosseltern beobachten und ich sah, und lernte viele Paare
kennen, und das von Kindesbeinen an. Und wer zuhoeren kann, und ein waches Auge hat, der bekommt sehr viel mit.
Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, wurde alles anders, nicht fuer jemanden der von aussen draufsieht, aber wer fuehlen kann und empfinden, der wusste mehr. Dieser Onkel Gerdi, hatte sehr gelitten, und das machte er still und leise. Und weil wohl keine Liebe mehr zu finden war, nach all den jahrzehnten Zusammenleben's, wurden Gewohnheiten trostlos, und mehr als traurig. Denn geredet, wird schon seit langer Zeit nicht mehr viel. Das groesste aller Probleme, kennen wir alle! Man schweigt sich an, akzeptiert was man am anderen hasst, und quaelt sich... dafuer. Und dann, irgendwann, die Trennung. Nach 25Jahren, rechnet man nicht mehr, so schnell, mit sowas. Man koennte denken, die werden jetzt auch zusammen alt. Sollte man meinen, aber 25Jahre, was bedeutet das? Ist die Zeit die hinter uns liegt, die Garantie genug, fuer die Zukunft die vor uns liegt? Manchmal sind die Entscheidungen, die wir treffen, genau so gemacht, das sie den Anderen treffen sollen. Und so war Onkel Gerdi....er liess Medizin weg, die er aber dringend brauchte. Das tat er bewusst, nur so konnte er zeigen, das sein Herz, zweimal gebrochen ist. Das stumme Leiden, das ist es, was ich meine. Die Trennung hob sich dadurch aber nicht auf. Es machte nicht's besser, und dann, voller Leiden....starb er!!! Nur wenige, konnten damal's die stummen Schreie hoeren. Aber, die hier selbst angesagte Selbstzerstoerung, kam auf Ansage, und war sehr bitter. Ich war sehr erschrocken und verstoert, wie ich vom Tod hoerte, und waere fast dabei gewesen. Meine Meinung, zu diesem Sachverhalt, war natuerlich schon damals eine andere. Ich war aber still und hielt mich raus. Viele die es besser wissen, aber gar nicht's wissen. Und die Ansichten, meiner Grosseltern, zu diesem Drama, waren auch sehr deutlich. Was ist nun richtig, und was falsch?....und was ist bedeutsam? Und was ist unbedeutsam? Haette man das alles mal hinterfragt, haette ein Mann, wie Onkel Gerdi....noch eine ganze Weile gelebt. Und das waere es, allemal wert gewesen! Hier und jetzt, mach ich ihn lebendig, weil er es mehr als verdient hat.
Euer Marko Leopold
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