Ich kann mich noch sehr deutlich erinnern. Wem ich das zu verdanken habe, das weiss ich genau. Ich sehe mich, am Küchentisch sitzend und meine Tante....Ich hatte viele Tanten, alle Frauen die sich nahe bei meiner Grossmutter aufhielten, waren und auch ihr nahe standen, alles Tanten....für mich. Es hatte was respektvolles aber auch verbundenes, deshalb war das so.....
Und das war durchaus o.k., Kinder sind da sehr flexibel, diese Flexibilität, im Verhalten, legt sich leider, wie sich vieles legt oder verlegt wird, was uns wesentlich und ansehnlich macht.
Nun, ich sitze am Tisch und bekomme zu essen. Es war diese kindliche Zeit, wo es grundlegend, bei Anderen immer besser schmeckte. Besser ist anders und dieses Anders war gut. Die Schulküche war zum großen Teil, einfach nur grausam. Deshalb gab es Tage die länger waren als andere....als Kind, war ich wesentlich verzagter und sagte erstmal ja statt nein und schaute dann was passierte. Ich war sehr vorsichtig, mit jedem Schritt den ich Tat mit jedem Wort das ich sagte. Wie auf einer spiegelglatten Oberfläche, tastete ich mich langsam vor. Erwachsene Menschen waren mir schon immer suspekt und Fremde ein Graus. Wenn ich die Lehrer mit den Menschen aus meinem familiären Nahbereich verglich, gab es doch gewaltige und nicht unerhebliche Unterschiede. Psychisch krankhafte Brutalität als normal anzuerkennen, wurde immer mehr eine leere Aussage eine Worthülse....Brutalität, egal in welcher Art und Weise, ist nicht zu tolerieren. Ob diese nun passiert oder nicht aber sie einem Kind als normal zu verkaufen, ist unerträglich. Schule war ein Folterort für mich und jedes Klassenzimmer eine Folterkammer. Ich weiss, das dieser Begriff, 'Folterkammer' ...gerne spasseshalber benutzt wird. So konnte ich mich, immer klar aber für andere Menschen, völlig unklar, äussern. Denn die Wahrheit, wollte keiner hören. Ich habe schon sehr zeitig gelernt das jeder Mensch, auf seine Weise, mit der Wahrheit umgeht. Damals, zu Hause, wurde sie hauptsächlich verschwiegen. Verschweigen war akzeptabler als die Lüge selbst. Nun heute weiss ich, das, das Eine, nicht das Andere aufhebt. Auch das Verschweigen, ist eine Form von Lüge. Man belügt sich selbst und man belügt sein Gegenüber. Interessant ist wer es am längsten aushält, der der Gegenübersteht oder man selbst. Beides ist zersetzend, es zerstört einen innerlich. Wie Steinbrocken, die einen Berg hinunterrollen, ohne ein funken Rücksicht auf Verluste. So wird alles niedergerollt was im Weg steht....Kettenpanzer haben die ähnliche Wirkung. Zerstören....um zu zerstören.....
Ich esse also genüsslich und eine Art hat sich herauskristallisiert. Das Beste und Leckerste, kam auf eine Seite, nämlich meine Seite. Alles Andere, ob Kartoffeln oder Gemüse wurde verspeist. Und so näherte ich mich dem Höhepunkt. Ein Ei oder ein Stück Fleisch....und ich fing zu schnaufen an. Ich war eigendlich schon satt aber konnte dem Höhepunkt wohl schlecht ausfallen lassen. Man sah mir an, das ich Mühe hatte aber nicht unmotiviert war, den Höhepunkt entgegen zu streben.
"Und siehst du jetzt", hörte ich...."Es ist nicht immer gut, sich das Beste bis zum Schluss aufzuheben. Weil man es dann nicht mehr recht geniessen kann."
Einer meiner Lektionen, die ich zeitig lernen durfte. Wenn Lust zur Qual oder Vorfreude zu Schmerzen führen kann.
Und, nach dieser sanften Lektion. Ging es am nächsten Tag, wieder an den Folterort um in der Folterkammer zu leiden.
"Egal was du tust, nimm das Beste und ergreife es, mit beiden Händen....sofort!
Denn wer weiss, wann es das nächste Mal dazu kommt.....?!
Gruss euer Marko Leopold